Drachensturm: Roman by Torsten Fink

Drachensturm: Roman by Torsten Fink

Autor:Torsten Fink [Fink, Torsten]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2011-10-16T22:00:00+00:00


18. Tag

Kemaq lief durch die verlassen liegenden Felder von Caxamalca. Der Hohepriester hatte sich, kaum dass Kemaq zu ihm zurückgekehrt war, entschlossen, ihn zu Atahualpa vorauszuschicken. Das war Kemaq aber nur recht, denn er fühlte sich auf der Straße wohler als in Gesellschaft der Krieger und Priester. Außerdem bedeutete es, dass er einen Tag ohne Streit mit seinem Bruder erleben würde. Er fragte sich, ob er den Sapay Inka selbst zu Gesicht bekommen würde. Man schickte ihn ins Lager, aber vermutlich würde er seine Botschaft einem anderen Läufer oder einem der sicher zahlreichen Unterbefehlshaber Atahualpas übergeben müssen. Er versuchte sich einzureden, dass das auch besser war, fühlte er sich doch in Gegenwart von hohen Würdenträgern immer etwas unwohl, aber dennoch, den Sapay Inka hätte er gerne gesehen. Mit ihm zu sprechen, daran war nicht zu denken, der Sohn der Sonne sprach sicher nicht mit einem einfachen Chaski, aber ihn wenigstens sehen, das wollte Kemaq schon.

Mit diesen Gedanken – das Lager konnte nicht mehr weit sein – näherte er sich dem nächsten Chaskiwasi, und im Gegensatz zu allen anderen Botenhäusern, die er bisher entlang der Hochlandstraße gesehen hatte, war dieses nicht verlassen. Ein Mann stand vor dem Eingang und schien sich mit jemandem im Inneren des Hauses zu unterhalten. Kemaq lief etwas langsamer. Etwas war eigenartig an diesem Haus, nein, an dem Mann, der davorstand. Der hatte ihn jetzt gesehen und rief etwas nach drinnen. Zwei andere Männer traten auf die Straße. Kemaq wurde noch langsamer. Das waren keine Läufer. Es schien sich um Krieger zu handeln. Kemaq bekam ein ungutes Gefühl. Was wollten diese Krieger in einem Botenhaus?

»Wohin des Weges, Chaski?«, rief ihn einer der Männer an. Seine rechte Hand lag auf dem Streitkolben, der im Gürtel steckte. Er war grauhaarig, und seine abgenutzte Waffe und eine lange Narbe auf dem Unterarm wiesen ihn als erfahrenen Kämpfer aus.

»Zum Lager von Atahualpa Inka«, rief Kemaq. Der Grauhaarige trug einen Schild über der Schulter, die anderen beiden hatten die Schnüre ihrer Steinschleudern um den Unterarm gewickelt.

»Willst du Wasser?«, rief der Grauhaarige, als Kemaq fast bei ihnen war.

Er hatte Durst, aber irgendetwas an der Sache gefiel ihm ganz und gar nicht. Die beiden Jüngeren tauschten Blicke, und einer von ihnen ging weiter hinaus auf die breite Straße. Er versuchte, ihm den Weg zu verstellen!

»Wasser wäre gut«, rief er trotzdem und lief langsam noch näher heran. Er versuchte, sich sein Misstrauen nicht anmerken lassen.

Der Grauhaarige schickte einen der beiden Jüngeren ins Haus, um das Verlangte zu holen, aber der Zweite versuchte unauffällig, die Lederschnur seiner Schleuder vom Handgelenk zu lösen. Das genügte Kemaq – er schlug einen blitzschnellen Haken und rannte hinaus aufs Feld.

»Ihm nach!«, brüllte der Grauhaarige.

Kemaq hetzte über das Feld. Etwas streifte ihn an der Schulter. Ein Stein. Kemaq schlug erschrocken wieder einen Haken. Er blickte zurück. Der Krieger ließ wieder seine Schleuder kreisen, der andere der beiden Jungkrieger verfolgte ihn. Der Mann war schnell. Kemaq beschleunigte. Er war ein Läufer, er würde sich doch wohl nicht von einem Krieger einholen lassen! Ein weiterer Stein zischte an seinem Kopf vorbei.



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